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Es begann mit Vision einer gemeinsamen Straßenbahn für kleine Verkehrsbetriebe in Brandenburg und Sachsen

Es begann 2012 mit einer Vision von einer gemeinsamen Straßenbahnbeschaffung mit den Städten Cottbus, Brandenburg/Havel, Schöneiche und Görlitz.
Durch eine zugesagte Förderung vom Land Brandenburg im Jahr 2018 die Ausschreibung konnte gemeinsam mit den Städten Cottbus und Brandenburg/Havel das Projekt „FCB“ starten.
Nach einem langen und schwierigen Ausschreibungsverfahren begann im Jahr 2021 die Geschichte mit unserer neuen Skoda-Straßenbahn.

Die ersten Teile für unsere neue Straßenbahn wurden zu Beginn des Jahres 2023 im tschechischen Skoda-Werk in Pilsen hergestellt. Seither werden stetig Fortschritte gemacht und der erste Wagen steht wenige Wochen vor seiner Auslieferung nach Frankfurt (Oder).

So unterscheidet sich die neue Bahn äußerlich von unseren bisherigen Modellen

Gemeinsam mit neuen Vorgaben zur Gestaltung von Straßenbahnfahrzeugen flossen auch spezielle Wünsche der bestellenden Unternehmen in das Design des Fahrzeugs mit ein.
Gebaut werden diese als moderne dreiteilige Einrichtungsfahrzeuge mit 70% Niederfluranteil und drei Fahrgestellen. Eine höhere Anzahl und die größere Breite der Türen lassen den Fahrgastwechsel einfach und schnell vonstattengehen.
Die Typenbezeichnung ist Skoda ForCity Smart – 46T
Fahrzeuge aus der Skoda ForCity Smart Familie verkehren in abgewandelter Form bereits in Bonn, Brünn, Helsinki, in Ostrava, Pilsen, im Rhein-Neckar-Gebiet und in Schöneiche-Rüdersdorf.

Auch von innen haben die neuen Bahnen einiges zu bieten

Wenn man durch eine der sechs Fahrgasttüren in das Wageninnere gelangt, wird man feststellen, dass die Fahrzeuge einen aufgeräumten, modernen und freundlichen Innenraum haben. Helle Seitenwände, praktisch angeordnete Sitzplätze und ganz viel Raum für in der Mobilität eingeschränkte Personen, sowie Kinderwagen. In den Multifunktionsbereichen wurden spezielle Klappsitze angeordnet, die bei Bedarf ausgeklappt werden und somit die Sitzplatzkapazität auf insgesamt 56 erhöhen können.

Die Vollklimatisierung sorgt an jedem Tag für ein angenehmes Raumklima im Fahrzeuginneren. Die großen Türen, strategisch angeordnete Entwerter und der mobile Fahrscheinautomat beschleunigen die Fahrgastströme an den Haltestellen. Moderne Fahrgastinformationsbildschirme, welche vergleichbar mit denen unserer Busse sind, und ein einladendes Lichtkonzept runden das Fahrgefühl für jeden Fahrgast ab.

Am Mittwoch, den 10.04.2024 war es soweit. Punkt 01:41 Uhr erreichte der tonnenschwere tschechische Tieflader unter Polizeibegleitung die Haltestelle Messegelände im Frankfurter Westen.
Trotz des schlechten Wetters, welches die Arbeit rund um die Abladung zusätzlich erschwerte, wurde die Straßenbahn mit der Wagennummer 311 unter den gespannten Blicken zahlreicher Schaulustiger zum Abladen vorbereitet. Die Spediteure richteten den Spezialsattelzug parallel auf den Gleisen aus, bevor sie die Gleisrampe ausklappten und anbauten. Auf dieser wurde nun der neue Straßenbahnwagen langsam und unter den wachsamen Augen der Skoda-Mitarbeiter Stück für Stück abgelassen.

Kurz vor 3:00 Uhr in der Früh berührten die ersten Räder der Straßenbahn unsere Gleise. Nach dem Abladen wurde der Spezialtransporter wieder zurückgebaut und der Wagen 311 konnte mit dem Anheben des Stromabnehmers in Betrieb genommen werden. Nach kurzer Einweisung befuhr dieser nun aus eigener Kraft und ohne Zwischenfälle zum ersten Mal das Frankfurter Gleisnetz. Vorbei an alten Kasernen, dem Kießlingplatz und dem Kleist Forum, die Bahnhofstraße hinauf über den Dresdener Platz und Neuberesinchen zum Betriebshof. Zahlreiche Menschen säumten dabei die Strecke und konnten einige erste Bilder vom Neufahrzeug machen.

Wagen 311, Typ Skoda 46T auf dem SVF Betriebshof

Nachdem der Wagen auf dem Betriebshof angekommen war, wurde er in der trockenen Wagenhalle abgestellt. In den nächsten Tagen und Wochen wurden und werden eine Reihe von Tests und Übungen mit dem Neufahrzeug durchgeführt. So müssen neben der Wagenwerkstatt auch die Fahrpersonale auf dem Fahrzeug ausgebildet, sowie der Zulassungsprozess vollzogen werden, bis das erste der 13 neuen Fahrzeuge auf Linie gehen kann.

Vor der ersten Inbetriebnahme muss die neue Straßenbahn auf Herz und Nieren geprüft werden.

Damit sind gerade viele Akteure, aber vor allem die Mitarbeiter der Stadtverkehrsgesellschaft mbH Frankfurt (Oder) und Škoda Transportation beschäftigt. Das ist auch richtig und wichtig, um sicherzustellen, dass ab dem ersten Fahrgastbetrieb alles funktioniert, überall entlanggefahren werden kann und alle Vorschriften eingehalten werden.

Das gesamte Streckennetz und alle Engstellen wurden in den Nächten vom 22. bis 25. Mai 2024 mit unserer neuen Bahn unter Volllast, d. h. mit 16,5 Tonnen Beladung, was ungefähr 6 Personen pro Quadratmeter bedeutet, abgefahren. Teilweise erfolgten die Testfahrten sogar mit gedrehtem Fahrzeug. Die Tests verliefen im Großen und Ganzen gut. Kleine Probleme werden in den nächsten Wochen noch ausgebessert.

Nach den erfolgreichen, aber vorsichtigen ersten Netzbefahrungen der letzten Wochen haben sich die Kollegen an die schwierigeren Fahrtests gewagt.

Getestet wurden unter anderem:

– Fahrten mit mehr als 50 km/h
– Anhalten und Anfahren im Gefälle
– Dynamische Änderungen beim Fahren und Bremsen
– Fahrverhalten nach Softwareanpassungen
– Tests für Bremsinbetriebnahme
– Gleit- und Schleuderschutz

Meist wurde dazu der Streckenabschnitt zwischen Kopernikusstraße und Markendorf genutzt. Hier liegen optimale Testbedingungen vor. Ohne den Individualverkehr zu behindern, sind hier längere Strecken vorhanden, auf denen weder Haltestellen noch Bahnübergänge die Tests beeinflussen würden.

In der Woche vom 24. Juni bis zum 27. Juni 2024 wurden Begegnungsfahrten mit der neuen
Škoda-Straßenbahn und den aktuellen Bestandsfahrzeugen auf dem Gleisnetz durchgeführt. Dazu wurde die Škoda-Bahn 311 an der linken Seite teilweise mit Styropor ausgestattet, um eventuelle Zusammenstöße zu vermeiden. Großflächig geschützt wurden die Engstellen im Liniennetz herausgesucht und Begegnungsfahrten simuliert. Zum Einsatz kamen neben den GT6M Niederflurbahnen auch die KT4D-Straßenbahnen und unser „Schleifi“ (Arbeitswagen T6A2). Außerdem durften der Gleisreinigungs- und der Oberleitungs-Turmwagen nicht fehlen. Es kam zu keinen Fahrzeugberührungen.

In den frühen Morgenstunden des 12.07.2024 erreichte das zweite Neufahrzeug, Wagen 314, unsere Oderstadt. Als Nächstes werden die Begegnungsfahrten zwischen zwei Škoda-Bahnen getestet. In der Zwischenzeit werden weitere Anpassungen am Fahrzeug vollzogen und das Werkstattpersonal eingewiesen.

Technische Grunddaten

Stromversorgung – Nennspannung

600 / 750 V DC

Spurweite

1000 mm

Höchstgeschwindigkeit

80 km/h

Länge über Puffer

28.960 mm

Breite

2.300 mm

Einstiegshöhe über Schienenoberkante

300 mm

Nominale Zugleistung

4 x 100 kW

Niederfluranteil

≥ 70%

Sitzplätze (+ Klappsitze)

51 (+5)

Anzahl der stehenden Fahrgäste bei 4 Personen/m²

100

Gesamtkapazität bei 4 Personen/m²

151